Frühling  – wunderbare Jahreszeit, es wird warm, um nicht zu sagen heiß, und alle Menschen sind glücklich, oder zumindest nicht ganz so unglücklich wie sonst.
Besonders sieht man diese Veränderung an den Studenten, deren ohnehin zumeist kontinuierlich vorhandene Feierfreude einen neuen Schub erhält der sie in ganz neue Sphären katapultiert.
Jetzt beginnt die Saison der Miniröcke und Muskelshirts, der heißen Flirts und schnellen Dates, der sehnsüchtigen Blicke aus dem Vorlesungsfenster und in Dekoltés, und allen voran die Freudenzeit der Voyeuristen, gepaart mit einem latenten Exhibitionismus der Betrachteten.
Ich spreche hier von den Dingen, die man vermutlich in jeder Universitätsstadt finden kann, und besonders in der unseren, wenn man sich zwischen (oder auch während) den Vorlesungen im Park bräunt (oder es zumindest versucht), die Seele baumeln lässt und einfach nur die Leute beobachtet.
Neulich habe ich mich genau dieser Betrachtung verschrieben, und es ist sehr unterhaltsam, was man alles so entdeckt.
Die Zeit für Bikinis und Sonnenbrillen kann kaum früh genug kommen und so halten es auch unsere Studentinnen hier. Kaum betreten sie den Park, werden aus den KWlerinnen, den BWLerinnen, den Geschichtlerinnen, den Juristinnen, den Lehrerinnen und sogar den Maschinenbauerinnen (wenn auch in geringerem Maße, wie man ehrlich zugeben muss!) Strandnixen a la Pamela, die sich zwischen Maulwurfshügeln und leeren Kaffeebechern räkeln. Das wäre natürlich nur halb so schön, gäbe es nicht auch David, und man mag es kaum glauben, aber es gibt ihn zuhauf. Zwar selten in Original, aber in wunderbar amüsierenden Plagiaten, deren Zeitvertreib es zu sein scheint, möglichst viel Aufmerksamkeit um möglichst wenig zu erzeugen.
So ist es beispielsweise absolut notwendig, sich nach einem gerade einmal zwei Minuten dauernden, und objektiv betrachtet, völlig anstrengungslosen Laienfußball, das T-Shirt unter viel Muskelspiel auszuziehen. Nicht, das ich diese Tatsache kritisieren will, aber es ist durchaus amüsant zu sehen, was dann zum Vorschein kommt.
Bei so viel Trubel kann man doch als neugierige Studentin durchaus etwas erwarten – doch zumeist zeigen sich dann weiße, dünne Bäuche, die von den Entbehrungen des Studentenlebens zeugen und bei nicht wenigen bereits die Kompensation derselben durch übermäßigen Bierkonsum.
Besonders belustigend fand ich einen jungen Mann, den das Frisbeespielen, bei dem er wohlgemerkt kaum einen Fuß vor den anderen setzen musste, da er einen äußerst zielsicheren Spielpartner hatte, wohl dennoch so angestrengt haben musste, dass er sich seines Oberteils entledigte. Hervor kam ein leichter Bierbauch auf weißem Grund – ein typischer Fall. Doch was mich beschäftigt ist die Frage nach dem Warum: Will er angeben? Will er sich bräunen? Oder hat er einfach Lust darauf und es ist ihm völlig egal, was alle anderen von ihm denken?
Bei manchen gibt es eindeutigere Antworten: Als ich einmal den Park verlassen habe, und bereits fast auf der Straße angelangt war, kam mir ein Kerl von Typ „Ich trainiere dreimal die Woche und ja, ich benutze Selbstbräuner und stehe dazu!“ entgegen. Es ist kein Witz, wenn ich berichte, dass er das T-Shirt in dem Moment über den Kopf zog, als sein Fuß den Parkboden berührte. Den Effekt, den er erzielen wollte, hatte er wohl erreicht, denn ein Raunen ging durch die aufgereihten Pamelas, als er an ihnen vorbeischritt…. Nein eher stampfte, denn ob man noch breitbeiniger und lauter gehen kann, ohne sich ernsthaft wehzutun, wage ich zu bezweifeln.
Aber diese Daily – Soap, dieses sehen und gesehen werden, macht das Studentenleben im Frühling doch erst recht lebenswert und wer schon nicht selbst zum leichten Exhibitionismus neigt, der sollte sich aber dennoch auf jeden Fall zumindest eine Sonnenbrille mitnehmen.
In diesem Fall ist Voyeurismus nicht nur erlaubt, er ist erwünscht und all die Rituale in solch einem Park zielen nur darauf ab.
Heute bin ich auf dem Weg zur Uni wieder durch den Park gegangen. Zwei Jungs spielten mit nacktem Oberkörper Federball und zwar tatsächlichen Federball, nicht etwa Badminton, denn so sanft wie sie das Ding hin und her beförderten, kann man nicht mal von Schlag, sondern vielmehr von Schubs sprechen.
Es ist eben ein weiter Weg, von dem käsigen Urlauber, der von Pamela gerettet wird, hin zu David, doch mir gefällt es so besser.
Gäbe es nur gebräunte Rettungsschwimmer mit stahlharten Muskeln, deren T-Shirt auch so schon beinahe platzt, wäre das Leben im Park nicht halb so amüsant.
- Goofy