Dienstag, 26. November 2013

Norbert & Goofy: Fred in der Zukunft (Episode 4)

Ich habe vor einigen Jahren einen Workshop zum Thema Change Management besucht.  

Der Workshop sollte mir helfen, im Berufsleben dauerhaft Fuß zu fassen. Zudem habe ich mir erhofft, meine Mitmenschen auch besser anleiten zu können. Statt den erwarteten pädagogischen Belehrungen und unvermeidlichen Soft-Skill-Tipps, wurde uns beigebracht, unsere Wünsche, Bedürfnisse und emotionalen Belastungen auf ganz neue Art auszudrücken: durch Bilder. Genau genommen durch das Malen von Bildern. 

Diese für mich bis dato neue Technik will ich mir nun zunutze machen. Ich möchte meinen Mitmenschen die Chance geben mir zu zeigen, welche Bedürfnisse sie an Bücher richten - und wieso, um alles in der Welt, mein Buch so schändlich verschmäht wird.  

Vielleicht liege ich mit meiner Theorie richtig und Menschen lesen heutzutage einfach nicht mehr aus einem Buch.  Aber wie soll das dann erst in der Zukunft aussehen? Mir schwant Düsteres, dennoch mache ich mich voller Energie an meine selbsterdachte Aufgabe: Die Leute suchen, die auf die Frage "(Wie) liest du in 50 Jahren?" noch mit Begeisterung und charmanter Realitätsferne antworten können. 
Also auf in die Unimensa, voller junger Hoffnungsträger und frustrierter Kleinkünstlern wie mich.  

Die Quantität der Studenten, die es vor 10 Uhr aus dem Bett geschafft hat,  scheint dann auch gleich vielversprechend: Soziologie und Psychologiestudenten, die sich rege über ihre persönlichen Defizite austauschen. Doch meine unschuldige Frage "Haben Sie Zeit für eine kleine Frage zum Thema…" sticht mitten in ein Wespennest. Die Umfragestachel ausgefahren, stürzen sich die so freundlich aussehenden Studenten auf mich wie wild gewordene Hornissen:    

"Auf einer Skala von 1 bis 10, wie zufrieden sind Sie mit der Struktur ihrer Umfrage?", "Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Fragebogen?", "Wie gehen Sie mit Kritik um?", schallt es aus allen Ecken. 

HILFE! Ich suche verzweifelt einen Ausweg. So war das definitiv nicht geplant! Wieder biegt ein Soziologe um die Ecke hinter mir in meinen Gang ein. "Sie wirken gehetzt, nehmen sie Beruhigungsmittel zum Ausgleich?" "Wo sehen sie sich in zehn Minuten?" Ein Knall ertönt.
 


[Handlungslücke]








Oben angekommen erblicke ich zwei junge Studentinnen, die mich im Gegensatz zu der Horde von vorher nicht einmal ansatzweise wahrnehmen. In der Hoffnung nicht wieder überrannt zu werden, stelle ich den Beiden meine Frage. "(Wie) lest ihr in der Zukunft Bücher? Könnt ihr mir dazu ein Bild malen?" 

Nach wenigen Minuten haben mir die Beiden zwei wundervolle Zeichnungen hinterlassen, bei denen sogar ein Van Gogh neidisch geworden wäre. Von meinem Zeichenangebot angelockt, gesellt sich sogar ein weiterer Herr dazu, sodass ich schlussendlich, meine eigene Meinung miteingeschlossen, zu einer perfekten Verteilung zwischen Männern und Frauen und somit einer validen Auswertung des Themas gekommen bin.


Nach dem Betrachten der Bilder, wird mir plötzlich mehr als bewusst, dass meine Annahme zutreffen muss. Der Wandel von Print Medien zu digitalen Medien scheint ein fortlaufender Trend zu sein. Besonders Brillenträger sind dann wohl bei weitem nicht mehr so unbeliebt, wie sie es zu meiner Schulzeit waren. Stattdessen wird die digitale Revolution, aus der Sicht der netten Studentinnen, von Menschen mit hellblauen Glasscheiben vor dem Kopf angeführt. Eines steht fest:  

Wenn ich der Menschheit mein Meisterwerk auch als ebook zur Verfügung stelle, kann das den Weg zu Ruhm und Reichtum für mich ebnen!

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